Deborah Feldman - Unorthodox

Autorinnenlesung

Mittwoch 28. Juni 2017

Beginn 20:00 Uhr

VK 14,00 Euro, AK 16,00 Euro

Man wähnt sich nicht unbedingt in der Gegenwart, wenn man in die Geschichte eintaucht, die Deborah Feldman in ihrem Debutroman „Unorthodox“ erzählt. Nüchtern, mit diesem distanzierten Blick von oben auf die Dinge und mit einer gewissen Lakonie schreibt die heute 30jährige Autorin ihre eigene (Lebens-)Geschichte auf. Eine Geschichte, die, was das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen darin betrifft, auch aus lang vergangenen Zeiten stammen könnte. Und doch ist dieser religiöse Fundamentalismus hochaktuell und bei den chassidischen Juden der Satmar-Gemeinde, die im New Yorker Stadtteil Williamsburg leben, krasser Alltag - und nicht nur bei ihnen.

Stets und mit allen Kräften darum bemüht, ein Gott gefälliges Leben zu führen und nach den strengen Regeln der Gründungsrabbiner. All das, um nicht noch mal die Shoa durchleben zu müssen. Denken die Satmarer doch, dass der Holocaust eine von Gott verhängte Strafe ist. Die ultraorthodoxe jüdische Satmar-Gemeinde, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Williamsburg gründete, bietet ihren Mitgliedern zwar Schutz und Sicherheit. Dafür nehmen ihnen ihre Lebensgesetze jegliche Freiheiten und fordern eine strikte Unterwerfung.

Weltliche Schulen gibt es nicht, es wird jiddisch gesprochen, Englisch gilt als unrein, Ehen werden arrangiert, die Frauen sind gehalten, sich nach ihrer Hochzeit ihre Kopfhaare abzurasieren und fortan Perücken zu tragen. Sexuelle Aufklärung findet nicht statt.

Während die Männer die Thora studieren, kümmern sich die Frauen um ihre meist vielen Kinder. Deborah Feldman wird in dieser jüdischen Sekte groß. Und schon als kleines Mädchen denkt sie über die Art und Weise, wie sie und ihre Familie den jüdischen Glauben zu leben, nach. Und hinterfragt vieles. Dabei stellt sie sich und ihre kritische Art oft selbst infrage. Innerlich ist sie eine Rebellin und die verbotenen, weltlichen Bücher wie „Anne auf Green Gables“ oder „Stolz und Vorurteil“, die sich heimlich ausleiht und unter der Matratze ihres Bettes versteckt, bieten ihr Zuflucht und geben ihr auch Kraft, ihre kritischen Gedanken zu Ende zu denken und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Nach fünfjähriger, arrangierter Ehe, die unter ständiger Beobachtung beider Familien steht und nach der Geburt ihres Sohnes, wagt die junge Frau den finalen Schritt: Sie verlässt ihre Familie und die geschützte Umgebung der chassidischen Glaubensgemeinschaft und zieht nach New York. Wohlwissend, dass es für sie kein Zurück gibt.

 

Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Sohn in Berlin.

»Unorthodox ist nicht nur die Emanzipationsgeschichte einer Frau, es ist ein vielschichtiger Zeugenbericht darüber, was es bedeutet, sich aus den Fängen des religiösen Extremismus zu befreien.« –DER SPIEGEL

»Es wäre ein Leichtes, Feldmans Buch mit wohligem Gruseln zu lesen, den Kopf über religiöse Spinner zu schütteln und es dabei zu belassen. Aber es ist eben auch die Schilderung des Ringens einer jungen Frau um Selbstbestimmung. Es gibt Deborahs bei Chassiden wie bei Salafisten, bei Mennoniten wie bei Katholiken überall dort, wo ein göttlich legitimiertes Weltbild auf dem Rücken der Frauen verwirklicht wird. Unorthodox zeigt, wie notwendig die Stärkung von Frauenrechten selbst dort ist, wo man sie längst als selbstverständlich nimmt.« –STERN

»Unorthodox ist schmerzhaft gut ... Anders als viele andere Autoren, die die Orthodoxie hinter sich gelassen und darüber geschrieben haben, ist Feldmans Herz nicht mit Hass verhärtet, und ihr Geist ist verwundet aber intakt... . Sie ist eine feinsinnige und hochtalentierte Autorin.« -JEWISH JOURNAL

»(Feldmans) nüchterner Stil kaschiert aufrüttelnde Erkenntnisse.« -THE NEW YORK TIMES

Mittwoch, 28. Juni 2017, 20:00 Uhr

Vorverkauf:14,00 € (Dammann - Alles für ein schönes Zuhause, Nottuln, Daruper Straße, Tel. 02502- 422)
oder online: www.kunst-kultur-nottuln.de

Abendkasse 16,00 €